Was hätte sein können
Im Dunst von Herbst und Hafengeruch,
wo Schiffe ziehn wie fremde Fragen,
sitzt Erinnerung bei Bienenstich
und schweigt mit Latte in den Tagen.
Ein Tisch, drei Schatten ihrer Zeit,
Theresa sieht sich stürzen, fallen –
aus Seide wird ein kalter Streit
mit Spritzen, Zügen, Seelenhallen.
Conrad träumt von goldnem Gitter,
aus Räuchermann und Mutterthron,
befreit im Außen, doch im Innern
zieht’s leise Fäden wie ein Ton.
Björn, der ohne Namen lebt,
hat Schuld begraben, Pflicht verbrannt,
doch als sie kam, war’s wie ein Flüstern,
das alte Feuer neu entflammt.
Paprika, vom Ozean gebracht,
trägt Tropen in den deutschen Tagen,
sucht Wurzelwerk in fremder Erde,
stellt Fragen, die nicht enden, nagen.
Helena, in weißem Kleid der Pflicht,
tanzt zwischen Aufbruch und Verlust.
Was sicher war, zerbrach im Licht
der Einsicht – oder war es Lust?
Und Hannah, still und doch dabei,
geht Wege, die nie ganz gehören,
weil manchmal auch ein sanftes Nein
beginnt, das Herz ins Mark zu stören.
Dann stehen sie, der Wind wird laut,
die See erzählt von all den Wegen,
die nie begangen – und vertraut
begreifen sie: Es war kein Segen,
nicht Schmerz, nicht Plan, nicht Ziel, nicht Mut,
es war nur Leben, das geschah.
Und zwischen „hätte“ und „verloren“
liegt plötzlich:
Da.
Santa Monica Mountains, im Herbst 2020
Gedanken zu Was wäre wenn