Schatten
hinter
Glas
Du zogst.
Die Stadt atmete.
Fenster klafften, gläserne Münder, hungrig nach Blicken,
gierig nach Leben, nach Haut, nach dem,
was hinter Wörtern wohnt.
Du standest.
Die Gassen flüsterten, flirrten, fraßen Schatten,
spuckten Erinnerungen in die Pflasterritzen,
kein Oben, kein Unten, nur Spiegel, verzerrt,
ein Ich, ein Du, ein Niemand.
Du lerntest.
Die Malerin malte nicht, sie strich
Nebel an Wände, tat so, als gäbe es Halt,
als ließen sich Umrisse halten,
als wären Farben nicht nur Flucht.
Du fielst.
Die Stadt hielt dich nicht.
Häuser rückten näher, lehnten sich an,
murmelten: „Kein Vorhang kann vergessen.“
Du gingst.
Die Jahre brachen auseinander,
die Zeit floss unter Brücken,
die Stadt blieb.
Und alles, was du sahst,
sah dich zurück.
Noord-Holland, im April 2025
Gedanken zu Amsterdam ohne Gardinen.