Ich heiße Paprika.
Ja, wie das Gewürz.
Meine Mutter fand, das klänge warm.
Und irgendwie rebellisch.
Sie hatte recht, glaube ich.

Ich wurde in Jakarta geboren.
Mein Vater war nie da.
Und meine Mutter war irgendwann auch weg.
Zu früh.
Ich war acht.
Danach war vieles dunkel.

Später dann Hamburg.
Elbwasser, das nach Metall schmeckt.
Und Menschen,
die nicht fragen,
aber auch nicht vergessen.
Ich habe gelernt, leise zu beobachten.
Und laut zu schreiben.

Als ich dann in China festsitze –
Bali liegt noch in meiner Haut,
aber der Himmel ist plötzlich bleigrau –
da denke ich:
Vielleicht ist das Schicksal.
Vielleicht ist das die Geschichte,
die ich schreiben soll.

Und dann treffe ich Johann.
Er sagt kaum etwas,
aber in seinen Augen
steht mein halbes Leben.
Er kennt mich.
Und ich spüre:
Ich kenne ihn auch.

Wir reisen gemeinsam nach Wuhan.
Verfolgen Spuren,
die sich wie Puzzlestücke in mein Herz legen.
Lorenzo.
Vierundsiebzig hoch.
Ein Brand, der keiner war.
Eine Leiche, die nicht verschwand,
sondern einfach nicht gezählt wurde.

Und irgendwo dazwischen
beginne ich zu verstehen.
Dass meine Geschichte
nicht nur aus Verlust besteht,
sondern aus Begegnung.
Aus Mut.
Und aus Wahrheit.

Als wir endlich zurück in Hamburg sind –
in dieser Stadt,
die nicht fragt,
ob du bleiben willst,
sondern ob du kannst –
öffne ich Kisten.
Fotos.
Briefe.
Ein Erbe, das mehr ist als Besitz.

Ich finde eine Familie.
Nicht durch Blut,
sondern durch Wahl.
Ich schreibe.
Weil ich muss.
Weil ich kann.
Weil ich will,
dass niemand mehr glauben muss,
er sei allein auf dieser Welt.

Ich heiße Paprika.
Und das ist kein Witz.
Es ist mein Name.
Und meine Geschichte.
Jetzt gehört sie mir.